Selfie in einem Oldtimer Bus

Tag 16: Nie wieder Taxi Collectivo!

Datum: 26.10.18 | Ort: Playa Larga & Vinales

Die Taschen sind gepackt, das Zimmer ist leer und um halb 9 gibt es Frühstück. Vivian hat sich auch heute noch einmal sehr viel Mühe gegeben. Sie scheint ein bisschen wehmütig zu sein, dass wir heute fahren. Auch Ramiro ist heute nochmal ganz aufmerksam. Er gibt uns noch ein paar Adressen, von Freunden die auch Wohnungen vermieten in Vinales. Die Namen fallen ihm spontan nicht mehr ein, aber er hat ihre Nummern in seinem Telefonbuch. Stolz zeigt er uns die vielen Seiten, auf denen sich Adressen und Telefonnummer reihen. Ob er diese Leute überhaupt persönlich kennt, bleibt unklar. Aber zumindest kann Ramiro alles vermitteln. Du brauchst irgendetwas? Kein Problem, Ramiro klärt. Vermutlich verdient er daran auch nicht schlecht mit, aber in dem Fall kann ich es ihm nicht einmal übel nehmen. Er machst das schon sehr charmant.

Gerade als wir angefangen habe zu essen fährt ein grüner, ziemlich bulliger Oldtimer vor. Wir sind etwas irritiert, immerhin waren wir erst für 9:30 vorgesehen. Unsicher schau ich Vivian an. Vivian ist not amused. Sie wechselt ein paar aufgebrachte Worte mit Ramiro. Ramiro geht hinaus und der Oldtimer fährt noch einmal weg.
Wir frühstücken weiter. Ich komme nicht dazu meinen Kaffee auszutrinken, denn nur etwa zehn Minuten später taucht der grüne Oldtimer erneut auf. Vivian zieht eine Augenbraue hoch und bedeutet uns bitte noch in Ruhe aufzuessen. Der Oldtimer wartet vor der Tür. Ich spachtel schnell mein Spiegelei und esse noch ein paar der leckeren kleinen Tortinos, einer Art Mini-Pancake. Dann machen wir noch ein Abschiedsfoto mit unseren Gastgebern und beladen das Auto. Zum Abschied werden wir ganz herzlich gedrückt, wir sollen unbedingt wieder kommen wenn wir noch einmal in Kuba sind. Ich denke genau das ist die Gastfreundschaft, von der viele Touristen so schwärmen.

Taxi Collectivo nach Vinales – oder auch nicht

Unser Collectivo-Fahrer

Der Oldtimer hat drei Sitzreihen. Auf der Hinteren Rückbank sitzt bereits ein Pärchen mittleren Alters. Wir nehmen in der Mitte platz. Unsere Taschen werden mit einem Seil aufs Dach gebunden. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich sie in ihre Transporthülle gepackt. Andererseits soll sie ja noch etwas abgeranzter aussehen, bevor wir nach Zentralamerika kommen, also was soll’s.

Unser Fahrer ist mir auf Anhieb unsympathisch. Er ist relativ klein, aber extrem breitschultrig. Einen Hals hat er nicht mehr. Außerdem hat er dermaßen stark seinen Rücken trainiert, dass er seine Arme nicht mehr richtig an den Körper anlegen kann. Nun stehen sie ab wie bei einem aufgeregten Pinguin. Insgesamt verleiht ihm das eine dauer-aggressive Körperhaltung. Man hat den Eindruck, dass er vor lauter Kraft Probleme beim Gehen hat. Max mein Trainingsexperte erklärt mir später, dass es wohl Anabolika sind. Das ergibt für mich Sinn.

Unser Fahrer macht sich neben seinem unpünktlichen und unfreundlichen Auftreten auch gleich mit seinem ersten Satz unbeliebt. Er will er bereits beim Einsteigen Geld von uns. Wir sagen nein, denn es ist weder üblich hier, noch haben wir Lust ohne Gepäck irgendwo am Straßenrand zu enden. Er regt sich auf. Ramiro sagt ein paar beschwichtigende Worte. Unser Fahrer grummelt. Wir fahren los.

Als Erstes fahren wir nur eine Straße weiter zu einem Wohnhaus. Unser Fahrer verschwindet darin und lässt uns zehn Minuten im Auto warten. Warum er das nicht machen konnte bevor er bei uns zu früh auftaucht und dann herumstresst, dass wir losfahren, ist mir unklar.
Derzeit habe ich Zeit mir das Auto genauer anzusehen. Er ist grün, relativ bullig und bis auf das Autoradio mit Monitor, auf dem Musikvideos laufen. Außerdem sind natürlich die zum Radio passenden großen Boxen in der Tür nachgerüstet. Ansonsten sieht er für mein ungeschultes Auge recht originalbelassen aus.

Als unser Fahrer endlich wieder auftaucht fahren wir vor zur Hauptstraße und sammeln noch eine weitere Passagierin ein, eine Asiatin wie mir scheint. Als sie jedoch das erste mal den Mund aufmacht ist ganz klar: Britin!

Dann geht es richtig los. Der rechte Arm unseres Fahrers liegt lässig auf dem Lenkrad, damit steuert er, nicht etwas mit der Hand. Die linke Schulter hängt zum Fenster hinaus, als müsse er sie auflegen, damit sie nicht zu schwer wird. Ich muss dabei an alte Mantafahrer-Witze denken: ‚Woran erkennt man die Garage eines Mantafahrers? – Am roten Streifen auf der Fahrerseite.‘

Recht zügig verlassen wir Playa Larga. Wann immer ein Auto vor uns fährt, fahren wir in der Mitte der Straße. Unser Fahrer scheint jeden in der Gegend zu kennen, denn wann immer wir durch ein Dorf fahren grüßt er irgendjemanden. Teilweise grüßt er auch entgegenkommende Autos oder diese geben uns Lichthupe.

Autobahnen auf Kuba

Nach einiger Zeit, wir sind inzwischen auf der Autobahn, wird unserem Fahrer langweilig. Mit der Hand aus dem Autofenster versucht er die Blüten der Hecke am Mittelstreifen zu streicheln. Ein paar Mal setzt er dabei fast das komplette Auto in die Hecke. Wobei Autobahn auf Kuba ja ein recht flexibler Begriff ist. Wir sehen einige Pferdekutschen und einmal gibt es fast einen Auffahrunfall weil ein Traktor mit nur ungefähr 20 km/h auf der ganz linken Spur fährt. An anderer Stelle kommt uns auch einmal ein Geisterfahrer-Fahrrad auf der mittleren Spur entgegen.
Außerdem sehen wir mehrmals Auto die abgeschleppt werden, zum Beispiel mit einem drei Meter Seil hinten an einem LKW hängend. Wenn der plötzlich bremst, ist das Auto hintendran platt.

Auch das Auffahren auf die Autobahn ist bereits ein Abenteuer, denn viele Auffahrten sind einfache Kreuzungen. Das heißt man muss als Linksabbieger bis zu drei Fahrspuren der Gegenfahrbahn kreuzen, um aufzufahren. Die Anzahl der Fahrspuren variiert etwas nach Streckenabschnitt. Häufig ist die Straße zwar eigentlich dreispurig, aber nur ein oder zwei der Spuren sind tatsächlich befahrbar, da beim Rest die Fahrbahn wegbröckelt oder tiefe Schlaglöcher hat. Generell gibt es weniger Abschnitte auf denen ich schneller als 70 km/h fahren würde. Schneller fahren wir auch nicht.

Wir sehen ein paar Herren, die die Hecke in der Fahrbahnmitte schneiden. Sie sind zu Fuß unterwegs mit langen Macheten und hauen das Grünzeug in Form. Dem Rasen geht es ebenso an den Kragen. Der gemähte Rasen wird vom Wind auf dem Fahrbahnstreifen daneben verteilt und macht die Straße noch unbefahrbarer.

Wir halten an einem Rastpatz. vor uns steht ein Auto, dessen Motor ordentlich qualmt. Unsere Fahrer steigt aus, wirft einen Blick auf den Wagen und fachsimpelt einige Zeit mit ihm herum. wir nutzen die Chance uns ein bisschen die Füße zu vertreten. Max kommt mit der Britin ins Gespräch. Wir tauschen uns über unsere Erlebnisse in Kuba aus. Sie erklärt uns, dass kubanische System mit den Essensmarken. für 20 Tage erhält jeder Kubaner Essensmarken. Das übrige Essen muss er sich selbst verdienen.

Wir fahren weiter. Irgendwann zieht der Fahrer den Zündschlüssel des fahrenden Autos ab und popelt sich damit ungeniert im Ohr. Bei einem Oldtimer scheint das wohl zu gehen. Bei den vielen Schlaglöchern ist es trotzdem gewagt. Dann steckt er den Schlüssel wieder ins Schloss und den Finger in die Nase.

Die Straße wird einige Zeit immer huckeliger und schlechter. Teilweise sind zwei drittel der Straße zu Schotter zerfallen und die einzige Fahrspur schlängelt sich hindurch. Als wir uns jedoch Havanna nähern wird die Straße wieder besser. Wir sehen sogar eine Gruppe Rennradfahrer auf der Autobahn. Bei dem Verkehr und den Straßen finde ich das recht mutig.

Touristen zu verkaufen – Geldschneiderei und Platzmangel

Wir fahren auf einen Rastplatz. Der Fahrer erklärt uns wir müssen hier umsteigen. Ein blauer Oldtimerbus wartet bereits. Dessen Fahrer – so denken wir- begrüßt uns freundlich. Das Gepäck wird in den Bus verladen. Uns wird mitgeteilt wird, sollen den Fahrer unseres Autos bis hierhin nun bezahlen und müssen dann weiter auch nichts mehr zahlen. Wir zahlen die vereinbarten 70 CUC. Der Fahrer steckt vor unseren Augen 50 CUC ein, gibt dem anderen 20 CUC für die Weiterfahrt. Wir kommen uns ziemlich verarscht vor, da die Fahrt nach Havanna eigentlich nur 26 CUC für zwei Personen kostet. Obwohl der Gesamtpreis noch im Rahmen ist, fühlen wir uns durch diese simple Zurschaustellung von Geldschieberei irgendwie abgezockt.

Der Fahrer teilt uns mit wir müssten noch circa zwanzig Minuten auf weitere Mitfahrer warten, dann ginge es weiter. Wir sind jung und naiv und glauben ihm. Ein Auto nach dem anderen erreicht den Rasthof. Leute aus aller Herren Länder steigen aus und werden im Bus platziert. Dabei wird unser Gepäck immer wieder neu im Bus verladen. Erst versuchen sie meinen Rucksack ohne Rücksicht auf Verluste oder etwaigen empfindlichen Inhalt in den kleinen Kofferraum zu quetschen. Als zwei Männer die sich gegen die Türe lehnen diese nicht zubekommen, kommt er auf den Rücksitz. Als immer mehr Leute kommen, kommt er unter den Rücksitz. Als die Leute auf der Rückbank dann keinen Platz für ihre Beine haben, kommt er halb unter den Rücksitz, halb in den Mittelgang. Dort bleibt er dann, als wir nach zwei Stunden losfahren.

Im Bus sind 14 Personen, nochmals so viele Backpacks oder Koffer und deutlich zu wenig Platz dafür. Ich teile mir eine Bank mit Max, einer weiteren Mitfahrerin aus Deutschland und drei Rucksäcken. Einen Rucksack bringe ich unter der Bank unter. Max Rucksack nimmt meinen kompletten Fußraum ein und eine weitere Tasche habe ich auf dem Schoß. Meine Beine habe ich irgendwo dazwischen. Max stößt mit den Knien an die Bank vor uns und betreibt notgedrungen Menspreading, um seine Kniescheiben nicht komplett plattzudrücken. Unsere Mitfahrerin hat ihre Beine irgendwo halb im Fußraum, halb zwischen den Koffern im Seitengang. Wirklich bequem sitzen nur die Leute neben dem Fahrer.

Die Sadinendose ruckelt los. Sie hat nicht mehr alle Fenster, was in Anbetrcht der vielen Leute darin aber gerade Angenehm ist. Musik gibt es nicht. Gurte gibt es nicht. Es gibt ein Navi in der Frontkonsole. Angst bei einer Vollbremsung durch die Frontscheibe zu fliegen habe ich trotzdem nicht, dazu bin ich viel zu sehr zwischen den ganzen Taschen eingeklemmt.
Die Fahrt auf der Autobahn verläuft relativ reibungslos. einmal fliegt ein Projektil-großer Stein durchs nicht vorhandene Fenster und schlägt neben einer Mitfahrerin in den Sitz ein. Abgesehen davon ist die Fahrt anstrengend und die Beine schlafen mir dauernd ein.

Wir haben ein Begleittaxi. Darin sitzen der Mann der sich als unser Fahrer vorgestellt hatte und eine Frau, deren Haarfarbe unglücklich an eine Yorkshireterrier erinnert. Eigentlich war auch die beiden noch für unseren Bus vorgesehen, aber das Reisegepäck hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht – Ist ja klar das man 16 Fernreisende mit Gepäck in einen Bus mit 16 Plätzen ohne Kofferraum stopfen kann…

Wir verlassen die Straße. Vinales ist nur noch einige Kilometer entfernt. Max erklärt mir wie sehr er sich auf eine Dusche freut. Ich kann ihm da nur zustimmen.
Die Straße nach Vinales ist schlecht – wirklich schlecht. An einer Stelle klafft in der einspurigen Fahrbahn ein Schlagloch, das einen Meter breit und einen halben Meter tief ist. Ich bin mir nicht ganz sicher wie der Fahrer es schafft hat da hinüber zu kommen. Die Kubaner sind wohl wirklich krisenerprobt was schlechte Straßen angeht.

Spontane Straßensperrung in Vinales

Wir biegen rechts ab nach Vinales, links ginge es nach Pinar del Rio. Entgegenkommende Autos geben uns Handzeichen. Vor uns ist Stau. Eine ganze Kolone Autos steht aus nicht ersichtlichem Grund herum. Nach einiger Zeit spricht sich herum, dass die Straße nach Vinales gesperrt ist. Eine Stunde soll die Sperrung noch dauern.

Die meisten steigen aus und vertreten sich die Beine. Alle sind irgendwie genervt, gereizt und müde. Es gibt hier mitten in der Pampa keine Toilette, nirgends die Möglichkeit an Getränke zu kommen oder einen Platz, um sich in den Schatten zu setzen. Ich bleibe daher im Auto sitzen und strecke die Beine aus, während die anderen herumlaufen.

Ein paar andere Mädels gesellen sich nach einiger Zeit wieder zu mir in den Bus. Ein Fahrer der anderen Autos wittert seine Chance und kommt mit anzüglichem Blick ans Fenster und versucht uns vollzutexten. Die beiden Spanierinnen am Vordersitz geben ihm direkt eine Retoure, ich sage ihm, dass ich kein Spanisch kann, die anderen ignorieren ihn komplett. Er zieht wieder ab, versucht es zwar nach zehn Minuten nochmals, muss dann aber einsehen, dass das nix wird.

Nach einer halben Stunde ist die Straßensperre plötzlich aufgehoben. Allerdings sind einige der Businsassen gerade nicht auffindbar. Der Verkehr rollt los und rollt bereits an uns vorbei, während unser Fahrer versucht in aller Hektik den überfüllten Bus wie bei einem Tetris aus Armen, Beinen und Taschen wieder vollzuschlichten.

die Straße nach Vinales geht in engen Serpentinen den Berg hinab. Am Straßenrand wächst jungeliges Grün. Irgendwann öffnet sich die Aussicht über das Tal. Es ist sehr sehr hübsch.
Der Bus fährt in die Stadt hinein. Unser Reiseleiter aus unserem Begleittaxi kommt zu uns an den Bus und lässt sich die Adressen der einzelnen Unterkünfte geben. Wir erklären wir wollen einfach in der Stadtmitte herausgelassen werden.

Eine Unterkunft in Vinales

Kaum sind wir ausgestiegen stürzt sich bereits eine junge Frau auf mich. Es täte ihr wahnsinnig leid mich zu stören, aber sie habe da eine Wohnung. Ich sage ihr ich brauche erst einmal mein Gepäck und müsse auf meine Mitreisenden warten. Sie textet mich weiter zu und es tut ihr ja so leid mich anzusprechen. Es dauert genau 10 Sekunden, bis ich von ihr bereits komplett genervt bin. Als sie merkt, dass sie bei mir nicht weiter kommt, krallt sie sich Max. Sie habe ja kostenloses Internet. Ja natürlich sei ihre Klimaanlage ganz leise, auch sonst ist die Wohnung total leise. Ja die Wohnung ist gleich in der Nähe. Nein Mücken gibt es dort nicht. Max springt darauf an. Nach den überraschend positiven Erfahrungen in Trinidad und Playa Larga willige ich ein mitzugehen, wenn auch unwillig. Man kann ja wenigstens mal gucken.

Auf dem Weg zum Haus komme ich mir vor wie auf einer Kaffeefahrt. Wir haben noch nicht einmal das Zimmer gesehen, da werden wir bereits nach unseren Planen für die nächsten Tage ausgefragt und sie plant bereits zahlreiche Ausflüge für uns. Der durchweg negative Eindruck setzt sich in der Wohnung fort. Die Lage am Ortsrand ist okay. Das Haus sieht aber etwas verwahrlost aus. Zu dem Zimmer kommen wir durch das Wohnzimmer unserer Gastgeberinnen. Eine Frau Ende 40 wirkt freundlich, bodenständig. Die andere ca. Ende 30 macht einen etwas feindseligen Eindruck. Sie sprechen beide kein Wort Englisch, ihre Namen erfahren wir nicht. Sie haben zwei komplett überzüchtete Chihuahuas. Die Augen der Hunde stehen viel zu weit auseinander, sie sehen extrem seltsam aus. Der kleinere der Hunde ist erst wenige Monate alt. Er heißt Antonio.

Wir bekommen das Zimmer gezeigt. Es ist dunkel, hat keine Fensterscheiben und eine fürchterlich laute Klimaanlage. Es soll 15 CUC kosten. Für mich ist klar, hier will ich nicht bleiben. Doch Max ist kaputt von der Fahrt, sein Kreislauf macht gerade etwas schlapp und er hat gerade keinen Bock weiter zu suchen. Eine Nacht will er bleiben. Ich bin dagegen, lass mich aber überstimmen. Unsere Wirtin will zwei Nächte, bezahlt im Voraus. Ich bin dagegen. Max lässt sich bequatschen und ich bin davon nicht amused.

Es dauert einige Zeit, bis unsere Gastgeberin endlich ihr Verkaufsgespräch durch hat und wir es nur mit Müh und Not schaffen nicht auch noch eine Tour für den nächsten Tag über sie buchen zu müssen. Max geht duschen, danach haben wir ein aufarbeitendes Gespräch der aktuellen Situation und des gerade Geschehenen. Ich fühle mich von Max ziemlich übergangen, bei der Wohnungssuche, zumal wir uns vorher ganz klar darauf geeinigt hatten, welche Anforderungen wir an die Unterkunft haben. Aber jetzt sitzen wir zwei Nächte hier fest oder verlieren das bereits gezahlte Geld.

Ein Abend in Vinales

Wir gehen Abendessen und schauen uns die Stadt ein bisschen an. Ich esse Cannelloni mit Gemüsefüllung. Die Cannelloni ist mit Bohnen, Krautsalat und Karotten gefüllt. Tomatensoße gibt es nicht, dafür sehr viel Käse. Es schmeckt ein bisschen wie mit Käse überbackene Frühlingsrollen. Danach überredet mich Max für den morgigen Tag eine Wandertour zu buchen. Ihm ist sehr wohl bewusst, dass meine Laune unerträglich sein würde, müsste ich in der Wohnung sitzen. Außerdem besticht er mich mit einem Cocktail.

Als wir gerade zurück gehen fängt es an zu regnen. Wir setzen uns unter das Vordach eines geschlossenen Ladens und warten. Es regnet sich richtig ein. Zwei Straßenhunde gesellen sich zu uns und schlafen rechts und links von mir ein. Erst spiele ich ein bisschen Solitär, dann sitze ich einfach da und schaue dem Regen zu. Er ist eigentlich ziemlich hübsch. Die Oldtimer im Regen geben ein schönes Bild ab. Außerdem ist schön hier bei Regen. Nach etwa einer Stunde ist noch immer keine Besserung in Sicht. Im Laden nebenan gibt es Mojito für 0;90 CUC. Es gibt schlimmere Wege seine Zeit totzuschlagen.

Es dauert beinahe zwei Stunden bis der Regen nachlässt. Wir gehen zurück zu unserer vermaledeiten Unterkunft, duschen und ich versuche zu schlafen. Die Klimaanlage dröhnt laut, auf dem Nachbargrundstück grunzt ein Schwein direkt unter unserem Fenster und ein Huhn gackert. Die Hausherrin brüllt bis Mitternacht alle halbe Stunde nach Antonio und ein Nachbar hört Musik in einer Lautstärke, die die komplette Straße mitbeschallt. Als die Menschen und das Schwein endlich Ruhe geben, wittert eine Zikade vor dem Fenster ihren großen Auftritt und spiel ihr schönstes Lied vom Zahnarztbohrer.

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