Ein blinder blauer Ara sitzt in einem Strauch im Bird Rescue Center

Tag 102: Das Belize Bird Rescue Center

Datum: Sonntag der 20.01.2019 | Ort: Belmopan

Frühstück in Belmopan

Ich habe mir heute extra den Wecker gestellt, damit Max nicht wieder sagen kann ich wäre so ein Langschläfer. Als ich aufwache ist er jedoch auch schon wach und sitzt mit dem Laptop da. Aus lauter Enttäuschung döse ich direkt noch mal 10 Minuten ein.

Als Max fragt, ob wir zum Frühstücken gehen, schaffe ich es jedoch dann noch ganz gut aus dem Bett. Ich gehe jedoch noch mal kurz duschen, da sich der Sonnenbrand an meinem Kopf ablöst und das sieht extrem seltsam aus.

Unten erwartet uns bereits die nette Empfangsdame des Hotels. Wir bekommen eine Speisekarte. Max bekommt ein Sandwich und ich bekomme Porridge mit Papaya. Anscheinend sind Milch und Papaya gerade alle, denn das Nachbarsmädchen kommt nach ein paar Minuten vorbei und bringt welche.

Anschließend wollen wir los ins Belize Bird Rescue Center, doch es regnet erst einmal, daher bleiben wir noch etwas Hotel.

Spaziergang durch Belmopan

Dann laufen wir los. Der Weg zieht sich. Auch heute ist Belmopan so gut wie ausgestorben. Immer wieder sehen wir Giant Cowbirds, große schwarze Vögel, die aussehen wie sehr magere Raben und extrem laut kreischen. Sie zwitschern nicht einfach, sie schreien sich die Seele aus dem Leib und sehen dabei immer aus, als würden sie sich gleich übergeben müssen.

Es geht erst Richtung Stadtzentrum, dann hinaus aus der Stadt und schließlich laufen wir ein ganzes Stück eine Landstraße entlang. Der Weg ist nicht nur anstrengend weil es schwül ist, sondern auch ziemlich langweilig. Die einzige Abwechslung bietet eine Straße riesiger Blattschneiderameisen, die unseren Weg kreuzt. Die Arbeiter dieses Volkes sind größer als jede Ameise die ich in meinem Leben bisher gesehen habe und haben extrem lange Beine. Bei einem Cent-Stück könnte die Ameise vermutlich gut im Stehen mit allen Beinen die Ränder berühren. Noch beeindruckender sind jedoch die Soldaten-Ameisen, die die Ameisenstraßen bewachen. Ihre Körper sind gut einen Zentimeter lang und ihre Beißwerkzeuge sehen richtig gefährlich aus.

Ein weiteres nettes Bild auf unserem Weg, sind zwei Pferde die ohne Leine und ohne Zaun in einem Garten grasen. In Deutschland würde es zu einer Massenpanik an der Bundesstraße kommen. Hier kratzt es niemanden. Stattdessen rast die Polizei hupend mit einem Pickup Truck vorbei. Darauf ungefähr einhundert Klappstühle.

Wir kommen an einen Schotterweg. an dem Ferienwohnungen und das Bird Rescue Center ausgeschildert sind.

Eigentlich denken wir, wir müssten gleich da sein, doch der Schotterweg ist lange. Als wir schon denken wir müssten eigentlich gleich im Jungel sein, stehen wir plötzlich vor dem Hof.

Das Belize Birdrescue Center

Nicht für Besucher geöffnet

Wir gehen hinein, da ein Pfeil in Richtung Eingang zeigt. Plötzlich kommen zwei Hunde aus dem Gebäude und knurren uns an. Wir bleiben stehen und warten. Die Hunde entspannen sich etwas, kommen her, schnuppern und beschließen uns zu akzeptieren. Wir gehen weiter in Richtung Haus. Ein kleines Schild an der Tür weist als Eingang nach oben. Ich gehe ein paar Schritte nach oben als mir eine Frau entgegen kommt.

Sie stellt sich als Nikki vor. Nikki ist die Gründerin dieses Rescue Center. Sie fragt ob wir reserviert haben. Wir sind ein bisschen verwirrt. Im Internet steht, dass das Bird Rescue Center Führungen anbietet. Offensichtlich ist dem allerdings nicht so. Wir sind alle ein bisschen betreten. Nikki fragt wo wir hergekommen sind. Gelaufen, erklären wir. Sie zuckt mit den Schultern und meint, wenn wir schon extra so weit gelaufen sind, dann kann sie uns auch die Anlage schnell zeigen. Ich habe ein etwas schlechtes Gewissen.

Nikki ist super, sie zeigt uns alle Vögel, kennt auch die meisten persönlich. Einige Vögel in Einzelkäfigen im Eingangsbereich sind Pflegefälle. Ein blinder Ara, ein komplett gerupfter und blinder grüner Papagei und ein weiterer blinder grüner Papagei, der aber wenigstens noch Federn hat. Alle drei sind Opfer von schlechten Haltungsbedingungen geworden.

Dann geht es weiter in die Pflegestation. Ein flügellahmer Kolibri, ein weiterer blinder grüner Papagei, dem der untere Teil des Schnabels fehlt, eine Art Tukan und drei weiter Pflegefälle leben hier. Es sind tolle Vögel, aber es ist auch traurig, sie in solch schlechtem Zustand zu sehen.

Arme schräge Vögel

Als wir wieder nach draußen gehen, kommt uns ein schlanker hühnergroßer Vogel entgegen gerannt und schreit uns laut an. Wir lernen er ist ein Braunflügelguan, noch recht jung aber bereits komplett verhaltensgestört. Ausgewildert werden kann er nicht, also lebt er hier, kann frei herumlaufen und spielt Wachhund. An Max stört ihn irgendetwas, denn er verfolgt ihn hartnäckig und greift einmal sogar seinen Schuh an.

Wir gehen in den hinteren Bereich. Dort sitzt ein junger Pelikan verdrießlich in einer Voliere, der derzeit nicht fliegen kann. Es folgen zwei Gehege mit niedlichen kleinen Käuzen und dann sehr viele Gehege mit Papageien. Viele sind ehemalige Haustiere, die erst wieder in die Freiheit dürfen, wenn sie ordentlich fliegen, Menschen in Ruhe lassen und aufhören dauernd zu sprechen.

Rund 150 Papageien sind es insgesamt in den Volieren. Zahllose weitere fliegen gut gelaunt in den Bäumen auf dem Grundstück umher. Das sind ausgewilderte Tiere, die weiterhin in der Nähe leben, zum Fressen gelegentlich vorbei kommen und auch, um ihre Artgenossen zu besuchen.

Die Gründung des Belize Bird Rescue Center

Nikki erzählt dass sie vor 15 Jahren mit ihrem Partner aus Großbritannien nach Belize kam. Dort fielen ihnen schnell die schlechten Bedingungen auf unter denen viele Vögel hier gehalten wurden. Als sie mit Behördenvertretern darüber sprachen, wurde ihnen erklärt, dass es zwar verboten sei, Papageien privat zu halten, doch es gäbe keine Möglichkeit die Tiere zu konfiszieren. Das Problem sei schlichtweg, dass man nicht wisse, was man mit den konfiszierten Vögeln anstellen solle. So erklärten sich die beiden damals bereit einige Papageien in Pflege zu nehmen. Erfahrung hatten sie zwar damals noch nicht, aber sehr viel Enthusiasmus. So eigneten sie sich das notwendige Wissen schnell an. Aus ein paar Vögeln wurden immer mehr und heute sind sie die Anlaufstelle für das belizianische Federvieh.

Dann lädt uns Nikki ein, bei der Fütterung der Vögel dabei zu sein. Sie holt Obstteller, die sie rund um den Balkon verteilt. Doch weit und breit ist kein Vogel zu sehen. Verwundert schauen wir uns um, bis Nikki plötzlich auf einen Vogel auf einem Baum in einiger Entfernung zeigt. Ein Raubvogel. Sie habe ihn zwar selbst aufgezogen und er fresse nur Insekten, erklärt Nikki, aber manchmal reiche das schon, um die anderen zu verscheuchen.

Die Unterkünfte in Belize Bird Rescue Center

Nikki bietet uns an, dass wir uns noch ein bisschen mit unserer Kamera auf dem Grundstück umsehen können. Das nehmen wir gerne an. Wir sehen noch einen Rotfußtölpel, weitere Tukane und laufen ein bisschen durchs Gelände. Im hinteren Teil gibt es mehrere Ferienwohnungen mit deren Hilfe das Projekt auch finanziert wird. Sie liegen mitten im Grünen. Es ist wunderbar. Außen herum fliegen zahlreiche Vögel und auch viele Eichhörnchen haben sich niedergelassen. Auch sie werden hier gelegentlich aufgepäppelt und bedienen sich auch selbst ausgiebig am Vogelfutter.

Im hinteren Teil des Geländes liegt ein Bach in dem ein Mühlrad Wasser pumpt. Nikki hatte erzählt, dass man in diesem Bach auch baden kann. So sieht er auf jeden Fall aus, denn das Wasser ist super klar. Später stoße ich allerdings zufällig auf ein Foto von einem Flusskrokodil, das in Belmopan aufgenommen wurde, daher würde ich mir das vielleicht trotzdem nochmals überlegen.

Obwohl es hier wunderschön ist, gehen wir relativ schnell zurück zum Haus, denn es wird Abend und die Mücken wachen langsam auf. Vergesslich wie wir sind, haben wir uns beide heute nicht eingesprüht.

Zurück im Haus lernen wir Nikkis Lebensgefährten Jerry kennen. Auch er ist super nett. Nikki fährt uns sogar zurück zu unserem Hotel, da sie sowieso zum einkaufen muss.

Obwohl ich unser Hotel in Belmopan gerne mag, ärgere ich mich etwas, dass wir nicht bei Nikki und Jerry gelandet sind, denn dort ist es einfach nur toll und mir sind selten in meinem Leben so herzliche Menschen begegnet. Unser Hotel liegt zwar zentral in der Stadt, aber in einer Stadt wie Belmopan bringt das auch nichts, denn hier gibt es absolut nichts.

Wir freunden uns mit Belize an

Wir bringen unsere Kamera zurück aufs Zimmer und brechen dann gleich auf, um abendzuessen. Allerdings hat der Asiate von gestern zu und auch der Taccoladen daneben. Etwas ratlos stehen wir da und Max möchte schon in den Supermarkt nebenan steuern, als ich einen Asiaten ganz in der Nähe auf Google Maps entdecke. Es dauert kurz, bis wir herausfinden, wie herum wir die Karte halten müssen. Ein junger Mann fährt auf dem Fahrrad vorbei und fragt uns hilfsbereit wo wir hin wollen. Wir sagen ihm den Namen vom Lokal. Er deutet uns die Richtung und erklärt uns knapp den Weg. Dann radelt er weiter. So langsam werden wir mit den Belizianern doch noch warm habe ich den Eindruck.

Zurück im Hotel lassen wir die Eindrücke des Tages Revue passieren. Es sind ein paar Tolle Bilder herausgekommen. Vergessen werde ich den heutigen Tag auf jeden Fall nie.

Die Totale Sonnenfinsternis 2019 in Belize

Irgendwann werfe ich einen Blick auf Facebook und sehe eine Benachrichtigung für den Lifeview zur totalen Mondfinsternis. Max ist wenig erpicht darauf noch mal das Haus zu verlassen, aber ich sage ganz lieb bitte.

An der Rezeption mach die Rezeptionistin gerade Feierabend. Auch die Eingangstüre ist bereits abgeschlossen. Auch zu ihr sage ich lieb bitte. Sie kommt mit uns auf die Straße und wir sehen alle drei erwartungsvoll in den Himmel. Dort hängt eine Wolke – genau da wo der Mond ist. Leider ist nicht absehbar wie lange das flauschige Ding braucht um zu verschwinden. Ich will die Rezeptionistin auch nicht von ihrem wohlverdienten Feierabend abhalten. Daher gehen wir ungesehener Dinge zurück ins Hotel. Muss ich halt doch Lifestream gucken.

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