Orang Utan Mutter mit Baby

Wilde Orang Utan auf Borneo – Hausboot Tour auf dem Sekonyer River

Nachfolgend findest du die wichtigsten Informationen zur Tour, Informationen zum Nationalpark, einen Erfahrungsbericht und unter dem Artikel unsere Tour als Video VLOG

Übersicht: 

  • Dauer: 4 Tage, 3 Nächte
  • Route: Von Kumai auf den Sekonyer River
  • Anbieter: Orang Utan Housboat Tour (nicht gesponsert).
  • Kosten bei 3 Personen: 5.500.000 IDR pro Person

Verpflegung: 

Frühstück, Mittag, Abendessen. Nachmittags gab es zusätzlich frittierte Bananen, die wir mit Freuden zu unserem Hüftumfang hinzugefügt haben.
Auf dem Boot gibt es einen Wasserspender, mit Trinkwasser, an dem man sich frei bedienen kann. Außerdem gibt es eine Thermoskanne mit heißem Wasser, mit der man sich jederzeit Tee oder Kaffee machen kann.
Nach den Touren wartete zudem stets eine kleine eisgekühlte Cola oder Sprite auf uns.
Auch auf Unverträglichkeiten wurde Rücksicht genommen und ich als Vegetarierin habe selten so gut und viel vegetarisches Essen in so kurzer Zeit gegessen, wie auf dieser Tour. 

Ausstattung:

  • Heiße Dusche mit sauberem Wasser aus dem Wassertank
  • 2 Toiletten
  • Matratze an Deck unter Moskitonetz

Crew: 

  • Ohan: Guide
  • Imbran: Koch
  • Captain: Alan
  • Bootsjunge: Kamal

Das solltest du mitbringen

  • Kamera & Fernglas
  • Feste Schuhe, lange Hose & lange Socken für Wanderungen
  • Taschenlampe
  • Mückenschutz
  • Biologisch abbaubare Seife, Shampoo & Zahnpasta (Das Abwasser von Dusche & Waschbecken gehen in den Fluss) 
  • Lockere Kleidung (Für die Anreise Frauen am besten Knie und Schultern bedecken. auf dem Boot ist es egal) 
  • Knabberzeug

Informationen zum Nationalpark

Der Tanjung Puting Nationalpark ist einer der größten Nationalparks Indonesiens. Das Regenwaldgebiet liegt auf der indonesischen Insel Borneo in der Provinz Zentralkalimantan. Bereits 1930 gründete die niederländische Kolonialregierung in der Region zwei Schutzgebiete, die 1978 zusammengelegt wurden. Im Zuge eines Auswilderungsprojekts für Orang-Utans wurde der Park 1996 auf seine heutige Fläche von rund 4.000 Quadratkilometern erweitert.

Der Park ist bekannt für seine einzigartige Flora und Fauna, insbesondere für seine Orang-Utans. Daneben ist er  eines der letzten Gebiete, in denen die stark bedrohten Nasenaffen leben.

Die Vegetation umfasst Mangroven, Küstengebiet, Sumpflandschaft und zahlreiche Seen und Flüsse. Einen dieser Flüsse – der gleichzeitig auch die Grenze des Nationalparks bildet, haben wir in einer 4-tägigen Tour besucht und von einem traditionellen Hausboot, dem Klotok, aus eine Fotosafari in den Regenwald unternommen.

Warum diese Tour auch auf deine Bucket List sollte, wie du die Reise organisierst, was dich dort erwartet  und warum du dir mit deinem Besuch nicht mehr allzu lange Zeit lassen solltest, liest du hier. 

Tiere 

Der Tanjung Puting Nationalpark wurde gegründet, um die Bedrohung der Orang Utans und ihrer natürlichen Lebensräume zu stoppen. Obwohl der Park geschützt ist, sind etwa 65% des Primärwaldes zwischenzeitlich der Rhodung zum Opfer gefallen. Grund dafür ist Illegale Abholzung, jedoch auch die einheimische Landwirtschaft, in Gebieten, die erst nachträglich dem Schutzgebiet hinzugefügt wurden.
Verschiedene Organisationen arbeiten inzwischen daran, den Nationalpark zu schützen, Flächen wieder aufzuforsten und seine Bedeutung als Lebensraum für viele Tierarten internationale Anerkennung zu verschaffen.

Der wichtigste Botschafter ist dabei sicherlich der Orang-Utan. Doch auch Nasenaffen, Gibbons, Makaken, Wildschweine, verschiedene Arten von Vögeln und Reptilien sowie Schlangen und Krokodile bewohnen das Schutzgebiet. Es gibt auch eine Vielzahl von Fischen und anderen Wassertieren in den Flüssen und Seen des Nationalparks.

Orang Utans auf Borneo

Orang Utans zählen, zusammen mit den Gorillas und Schimpansen und auch uns Menschen selbst – zu den Menschenaffen (Hominidae). Allerdings sind Gorillas und Schimpansen ein bisschen näher mit uns verwandt, da wir noch recht lange gemeinsam in Afrika lebten, während es den Orang Utan als einzigen unserer Gruppe nach Asien verschlug.

Heute lebt der Orang Utan nur noch auf Borneo und Java. Es werden entsprechend dieser Populationen 2 Unterarten unterschieden: Den Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii) und den Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus).

Unsere Reise führt uns zu den Borneo-Orang-Utans, die etwas stämmiger und schwerer sind als ihre Verwandtschaft auf Sumatra. Zudem ist ihr Fell etwas länger und dunkler.

Der Borneo-Orang Utan gilt als vom Aussterben bedroht. Wie viele Borneo-Orang-Utans es noch gibt, ist unklar. Schätzungen gehen aber nur noch von rund 15.000 bis 44.000 Tieren aus.
Besonders die Abholzung des Lebensraums durch Palmöl-Plantagen sowie Wilderei dezimieren die Bestände. Leider ähneln unsere flauschigen Verwandten uns auch in der Fortpflanzung und vermehren sich recht langsam. Die Weibchen bekommen frühestens mit 16 Jahren ihr erstes Junges und in ihrem Leben oft nicht mehr als 2-3 Babys (die überleben) insgesamt.

Mehrere Schutzorganisationen widmen sich inzwischen dem Erhalt des Lebensraums und dem Schutz der Tiere.
Der Tanjung-Puting-Nationalpark Nationalpark beherbergt vier Forschungszentren zur Studie und Rehabilitation von Orang-Utans und anderen Primaten, darunter das Camp Leakey und die Pondok Ambung Tropical Forest Research Station. 

Du willst die Arbeit der Orang-Utan Foundation unterstützen oder suchst nach einem besonderen Geburtstagsgeschenk für einen Affenfreund? Hier kannst du mit einer Spende symbolisch ein Orang-Utan Baby adoptieren. 

Nasenaffen auf Borneo

Bekannt ist er für seine auffällige Nase, doch auch der Nasenaffe ist bedroht. Genaue Zahlen, wie viele Tiere es noch gibt, gibt es nicht. Die endemische Affenart, lebt ausschließlich auf Borneo, die meisten davon in der Region Kalimantan. 1992 wurde ihr Gesamtbestand auf weniger als 250.000 Tiere geschätzt. Damit gelten sie akut vom Aussterben bedroht.  Neben dem Lebensraumverlust gibt es auch illegale Jagd auf die Tiere.

Nassenaffen gehören zur Familie der Meerkatzenverwandten. Ihre charakteristische Nase kann bis zu 18 cm lang werden. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Kommunikation und der Anpassung an ihre Lebensumgebung.

Nasenaffen leben in Gruppen von ca. 5-30 Tieren, die von einem dominanten Männchen angeführt werden. Die Weibchen sind meist kleiner als die Männchen und haben eine weniger ausgeprägte Nase. Die Gruppen sind territorial und verteidigen ihr Gebiet gegenüber anderen Gruppen. Nachts schlafen die Gruppen gerne auf hohen Bäumen am Flussufer. Ihr Brummen und Schnattern ist in den Abendstunden nicht zu überhören. 

Die Hauptnahrung der Nasenaffen sind Blätter und Früchte. Aufgrund ihrer speziellen Verdauung können sie auch giftige Pflanzen fressen, die für andere Tiere unverträglich sind. In der Trockenzeit ernähren sie sich auch von Rinde und jungen Blättern.

Gibbons auf Borneo

Auch diese Primaten, die in den tropischen Regenwäldern Südostasiens beheimatet sind, gehören zu den Menschenaffen. Zwar sind sie als Angehörige der Gruppe Kleiner Menschenaffen nicht so nahe mit uns verwandt, wie der Orang Utan, doch es sind gerade einmal ca. 5% unserer DNA, die uns von dem agilen Baumbewohner trennen.

Es gibt etwa 20 Arten von Gibbons, die alle in Südostasien leben. Welcher davon im Tanjung Puting Nationalpark lebt, darüber streitet die Forschungsgemeinde. Offiziell gehören die braunen Tiere zur Art des Weißbartgibbon (Hylobates albibarbis). Ob sie wirklich als eigene Art zu betrachten sind, oder nur eine Unterart des Schwarzhandgibbon / Un(g)ka (Hylobates agilis) oder des Müller-Gibbon / Grauen Gibbon (Hylobates muelleri) sind, nun, das soll die Fachwelt in den nächsten Jahren ausdiskutieren. 

Gibbons sind bekannt für ihre akrobatischen Fähigkeiten und ihre lauten Rufe, die zur Kommunikation zwischen Gruppenmitgliedern genutzt werden. Sie leben in Paaren oder Familienverbänden, die aus einem dominanten Männchen und einem oder mehreren Weibchen bestehen. Obwohl die Weißbartgibbon bis zu 70 cm groß werden, bringen sie es nur selten auf mehr als 6 kg. 

Die Hauptnahrung der Gibbons besteht aus Früchten, Blättern und Insekten. 

Auch der Bestand der Weißbartgibbons ist stark gefährdet 

Die Feedingstations

Im Tanjung Puting Nationalpark auf Borneo gibt es mehrere sogenannte Feeding Stations, an denen Touristen die Möglichkeit haben, Orang Utans zu beobachten, die von den Parkrangern gefüttert werden. Diese Fütterungsstationen wurden eingerichtet, um den Orang Utans zusätzliche Nahrung zu geben und ihre Überlebenschancen zu erhöhen.

Grund dafür sind zum einen Auswilderungsprojekte mit Tieren, die noch nicht alleine überleben können. Zum anderen ist die Verfügbarkeit von Nahrung im Sekundärwald zu begrenzt, um eine größere Population zu versorgen.  

Gelegentliche stoßen die Fütterungsstationen jedoch auch auf Kritik. Gegenargumente sind, dass sie das natürliche Verhalten der Orang-Utans stören und sie an den Menschen gewöhnen können. Außerdem haben die Fütterungsstationen zu einem Anstieg des Tourismus in der Region geführt, was wiederum Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebensräume der Tiere hat. 

Wir sind zu wenig Biologen, um das beurteilen zu können. Unser Eindruck war jedoch, dass ohne den Tourismus längst das ungeschützte Ufer des Sekonyer River der Rodung zum Opfer gefallen wäre. Außerdem führt der Hype um die Affen dazu, dass auch die Bevölkerung vor Ort die Tiere aktiv schützt. Die Touristen bringen Geld in die Region und die Affen tolerieren die halbe Stunde Essen mit Publikum – oder wandern in Gebiete tiefer im Park ab. Unter gegebenen Umständen kann man sie aus unserer Sicht auch – oder sogar gerade als Tierfreund, ohne schlechtes Gewissen besuchen. 

Die Anreise:

Der Tanjung Puting Nationalpark ist am besten mit dem Flugzeug und anschließend mit dem Boot zu erreichen. Der nächstgelegene Flughafen ist Pangkalan Bun, der von Jakarta, Surabaya und anderen indonesischen Städten aus angeflogen wird.

Die wichtigste Airline der Region ist Lion Air – zu der auch Wings Air gehört. Der Service bei Lion Air ist quasi nicht vorhanden. Die Airline fliegt notorisch zu spät – manchmal aber auch viel zu früh und die Piloten sind so schlecht ausgebildet, dass sie international auf einigen Blacklists steht und manche Flughäfen nicht anfliegen darf. Wenn du es vermeiden kannst, fliege nicht mit Lion Air. Wenn du es nicht vermeiden kannst, plane ausreichend Puffer für Anschlussflüge ein – Besonders bei internationalen Anschlussflügen.

Von Pangkalan Bun aus ist es eine etwa halbstündige Autofahrt zum Hafen von Kumai, von wo aus die Bootsfahrten in den Nationalpark starten.

Der Tagesplan: 

Tag 1: 

Am ersten Tag unserer Reise zum Tanjung Puting Nationalpark werden wir pünktlich von unserem Hotel abgeholt. Nach einer kurzen Fahrt kommen wir in Kumai an, von wo aus wir auf ein Boot steigen, um in den Nationalpark zu gelangen.

Nach der ersten Station im Park, der Statue von Tanjung Puting, fahren wir durch einen beeindruckenden Palmenwald, der von Nipa Palmen dominiert wird. Eisvögel flattern uns bereits hier vor die Linse. Außerdem begegnen uns zahlreiche kleine Boote mit Anglern aus den umliegenden Dörfern, die uns freundlich zurück winken.

Wir haben gerade erst die Nipa Palmen hinter uns gelassen, als wir ein lautes Rascheln im Unterholz hören. Wir denken uns zunächst nichts dabei, denn es ist so laut, dass wir einen Menschen vermuten. Falsch gedacht. Ein wildes Orang Utan Weibchen marschiert mit ihrem Jungen durch das Gestrüpp am Ufer und frisst die Blätter der Uferpflanzen.

Sehr viele Fotos, einen Tee zur Beruhigung und eine kurze Bootsfahrt später, erreichen wir unseren ersten Halt, das Dorf Sungai Sekonyer Village. Unser Guide Ohan wurde hier geboren. Entsprechend kennt er jeden Bewohner. Er erzählt, dass die Palmöl-Plantagen Fluch und Segen zugleich sind. Einerseits kaufen und zerstören sie das Land und verseuchen das Wasser. Andererseits sind sie der größte Arbeitgeber der Region. Sie bauten die Straße im Dorf und sorgten für Elektrizität und Handynetz. In dem abgelegenen Gebiet ein echter Luxus. Dennoch kaufen mehrere Initiativen auch von Bewohnern aus dem Dorf, die im Tourismus arbeiten, aktuell Grundstücke am Flussufer auf. Denn eins ist klar: Wenn die Palmölplantagen zum Ufer vordringen, werden die Bootstouren enden. Denn wer möchte schon tagelang an einer trostlosen Monokultur entlangfahren?

Wir verlassen das Dorf mit gemischten Gefühlen. Doch die Nasenaffen, die sich nun zum Sonnenuntergang am Ufer einfinden, bringen uns bald auf andere Gedanken. Mehrere Horden haben sich auf einigen großen Bäumen versammelt und die tratschen und streiten ausgiebig miteinander. Besonders das genervte Brummen, wenn ein Artgenosse mit zu viel Schwung den Baum zum Wackeln bringt, ist schon beinahe so menschlich, dass man es absolut nachempfinden kann.

Wir beobachten sie einige Zeit, schießen sehr viele Fotos und tauen unser Boot schließlich für das Nachtlager im Gestrüpp an. Die Nacht verbringen wir an Deck, unter Moskitonetzen. Die Geräusche des Regenwaldes lullen uns schließlich in einen unruhigen Schlaf. 

Tag 2: 

Der Regenwald weckt uns schon früh. Vor allem das motivierte Gemurmel der Nasenaffen, die zu ihrer Tagestour aufbrechen, holt uns aus dem Bett und bringt uns schnell zu unserer Kamera.

Die erste Station des Tages – nach einem ausgiebigen Frühstück, ist eine Feeding Station. 

Ein langer Holzsteg bringt uns tiefer in den Wald. Bereits am Eingang der Station, erwartete uns ein ausgewachsenes Orang Utan Weibchen, mit ihrem beinahe ausgewachsenen “Teenager” und einem Jungtier von etwa zwei Jahren, das ausgelassen über die Äste turnt und die ältere Schwester nervt, die gutmütig den Junior beschäftigt. 

Erst als die Gruppe der Touristen sehr groß wird und die Fütterung noch immer auf sich warten lässt, wird es dem Muttertier zu viel. Sie gibt uns mit Kussgeräuschen zu verstehen, dass wir auf Abstand gehen sollen. Das tun wir auch und gehen tiefer in den Wald zur Futterstation.

Ein junges Männchen turnt ebenfalls bereits ungeduldig in den Bäumen über unseren Köpfen. Mehrmals reißt es das Maul auf um ausgibig zu gähnen. Dabei entblößt es seine beeindruckenden Zähne. Als die Ranger mit dem Futter kommen und sich das Männchen kurzerhand vom Baum gleiten lässt und durch die Gruppe der wartenden Touristen marschiert, ist unser Reflex zurückzuweichen. Der Affe hingegen nimmt keine Notiz von uns. Er führt eine kurze Diskussion mit den Rangern, die ihm mit der ersten Banane auch ein paar Tabletten unterjubeln wollen. Es werden drohend Äste gewackelt. Dann ist es aber auch schon wieder gut und er geht gemütlich Essen. Auch die Dame vom eingang mit ihrem Nachwuchs kommt nun resolut einmarschiert. Der letzte Affe, der sich einfindet, ist ein altes Weibchen. Sie gehört zur ersten Generation von Orang-Utans, die hier ausgewildert wurden. 

Noch während die Orang Utans fressen, stößt eine Gruppe Makaken zu ihnen und plündert ungeniert den Futterplatz. Die Menschenaffen dulden es und sind von den Makaken sichtlich genervter als von den gut zwei Dutzend Touristen, die hellauf begeistert Fotos machen. 

Der Rückweg zum Boot führt uns durch ein Wiederaufforstungsgebiet, das aktuell von Farnen überwuchert ist. Dabei entdecken wir Riesenameisen, Tausendfüßler und Fleischfressende Pflanzen. 

Nach einer Mittagspause mit einem sehr reichhaltigen Mahl, geht es weiter zu Feeding Station 2, auch bekannt als Camp Leakey. 

Die Forschungsstation wurde 1971 von Dr. Biruté Galdikas und ihrem ehemaligen Partner Rod Brindamour gegründet. Der Name stammt von dem legendären Paläoanthropologen Louis Leakey, der Mentor und Inspiration für Dr. Galdikas, Jane Goodall und Dian Fossey war. Viele Forschungsprojekte haben hier stattgefunden, darunter die Verhaltens- und Ökologieforschung von Orang-Utans, Nasenaffen, Gibbons und Blattfresser-Affen.

Es unterstützt die Forschung von Wissenschaftlern und Studenten in Bereichen wie Orang-Utan-Verhalten, Ökologie und Gebärdensprachfähigkeiten.
Im Zuge seiner Öffentlichkeitsarbeit heißt Camp Leakey Tagesbesucher willkommen, die die Orang-Utans aus sicherer Entfernung beim Fressen beobachten können.
So auch wir.
Während eine ganze Gruppe Affen die Bananen frisst, schwingt über uns plötzlich ein Gibbon durch das Blätterdach. Sein Name ist Bob, erklärt uns unser Guide. Er ist der letzte von drei Gibbons, die hier vor einigen Jahren ausgewildert wurden und noch immer zur Futterstelle kommt. Ob die anderen beiden tiefer in den Wald abgewandert sind, oder inzwischen das Zeitliche gesegnet haben, ist unklar.

Unsere Kameras laufen warm, während wir die beeindruckenden Tiere fotografieren. Ein lautes Donnern reißt uns jedoch aus unserer Foto-session. Schnell laufen wir zurück zum Boot. Wir schaffen es trocken an Bord, doch dann geht ein Wolkenbruch auf uns nieder und wir müssen alle Shotten dicht machen.

Bis zum Abend lässt der Regen zum Glück nach und wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang auf dem Fluss unter dem stetigen Murmeln der Nasenaffen. Doch der Tag ist für uns noch nicht vorbei.

Mit Taschenlampen bewaffnet, schlagen wir uns wieder auf die Wanderwege von Feeding Station 1.
Bereits kurz nach dem Eingang des Parks, sitzen ein Baumfrosch und ein schlafender  Trogon so exponiert am Wegesrand, dass der Gedanke naheliegt, dass sie von den Rangern, die uns begleiten, platziert wurden. Wir freuen uns trotzdem sie zu sehen. Spannend wird es auch, als unser Guide eine Tarantel aus ihrem Loch lockt. 

 Zurück auf dem Schiff beenden wir den Tag mit einer Dusche und legen uns dann an Deck, den Blick zum Himmel. So weit weg von jeder künstlichen Lichtquelle sind die Sterne wunderschön hell. Und um den Tag perfekt zu machen, huscht eine Sternschnuppe über das Firmament. 

Tag 3: 

Regen weckt uns noch vor Sonnenaufgang und schwächt auch am Vormittag nicht ab.
Für heute ist eine längere Wanderung mit Bootsfahrt auf einem kleinen Nebenfluss geplant. Wir warten, ob der Regen nachlässt. Als er keine Anstalten macht nachzulassen, beschließen wir, mit Plastik-Ponchos loszuziehen. 

Bekleidet wir Schlümpfe und in Begleitung eines einheimischen Rangers, der zunächst in Flipflops loszieht, die er nach einigen Metern am Wegesrand stehen lässt und barfuß weiterläuft, schlagen wir uns ins Unterholz.
Wir erinnern uns, dass Ohan erwähnt hatte, dass es hier durchaus Giftschlangen gibt, aber denen ist es heute wohl auch zu nass.

Das Tempo, das unsere Guides vorgeben, ist sportlich. Im Stechschritt marschieren wir durch immer enger werdende Pfade, tiefer hinein in den Nationalpark. Haben wir zu Beginn noch versucht halbwegs trockene Schuhe zu behalten, geben wir bald schon auf und laufen kurzerhand durch die knöcheltiefen Pfützen, in die sich die Wege verwandelt haben. Es ist rutschig. So rutschig, dass ich mich beim Filmen unfreiwillig in eine der Pfützen setze. Jetzt muss ich keine Angst mehr haben, dreckig zu werden, denn ich bin es bereits. Wenigstens ist der Boden weich und der Regen warm. 

Unser Guide und Ohan kennen sich in dem Gebiet aus. Sie wissen, wann ein Mondbär einen Baum aufgerissen hat, um ein Bienennest  im Stamm zu fressen, sie kennen die Orang-Utan Nester in den Mahagonibäumen am Wegesrand, die Gummibäume und die Bäume mit Holz, das duftet, wenn man es anzündet. Außerdem wissen sie, wo die ungiftigen und die giftigen Lianen wachsen. Wir trinken Wasser, das aus Lianenholz tropft. Wenn man die richtige Liane erwischt, ist es wohl die sicherste Wasserquelle, um im dichten Regenwald zu überleben. Der Saft schmeckt nach sehr schwachem Tee. 

Während sich die Flora von ihrer besten Seite zeigt, hat es die Fauna auf uns abgesehen. Mücken verfolgen uns in dichten Schwärmen und bei unserem ersten Halt entdecken wir zahlreiche Blutegel an unseren Schuhen und Hosen.
Zwei von ihnen schaffen es bis in die Hosenbeine von Steffi, unserer Reisebegleitung, verbeißen sich in ihren Oberschenkeln und sorgen für faustgroße Blutflecken auf ihrer Hose.

Ich freue mich , als wir endlich das kleine Boot erreichen, das vermeintlich sicher ist, und auf eine Pause nach dem langen Fußmarsch. Blutegel begegnen uns auch keine mehr. Allerdings habe ich unterschätzt, wie anhänglich die Mücken sind. Durch meinen Hoodie können sie nicht stechen und über meine Beine lege ich einen Stoffschal. Mein Po ist nur durch die Wanderhose geschützt. Die ist nicht stichfest und bereitet ein Buffet für die riesigen Moskitos. 

Der Ausblick in den Regenwald ist wunderschön. Ich bin jedoch viel zu beschäftigt mich vor den blutlüsternen Angreifern zu verteidigen, um ihn genießen zu können.  

Als wir nach zwei Stunden Wanderung und einer Stunde Bootsfahrt endlich das Hausboot wieder erreichen, sind wir um einige Eindrücke reicher, aber auch um einige Milliliter Blut ärmer. 

Ohne Umwege steuern wir die Dusche an und suchen uns gegenseitig nach Parasiten ab.

Für den Nachmittag steht eigentlich ein weiterer Besuch der Feeding Station auf dem Programm. Wir entscheiden uns lieber noch ein wenig den Fluss auf und ab zu fahren und die Wildtiere am Ufer zu beobachten. 

Schnell werden wir für die Entscheidung belohnt. Wir sehen einen weiteren wilden Orang Utan, Nasenaffen, die bei der Überquerung eines Baches ein unfreiwilliges Bad im Fluss nehmen, mehrere Silber Languren und sogar einen Nashornvogel. Bei Sonnenuntergang kreuzt dann auch noch ein 2,5 Meter langes Krokodil unseren Weg.  

Mit der Nacht bricht schließlich bereits das Ende unserer Tour an. Wir fahren zurück in die Flussmündung und parken in den Nipa-Palmen. Der dunkle Küstenwald begrüßt uns mit dem Lichtspektakel tausender Glühwürmchen. Bei Kerzenschein und Dauerblinken essen wir zu Abend und schwelgen in der Schönheit des Moments. 

Tag 4: 

Ich bin kein Frühaufsteher. Doch auch heute stehe ich bereits um 4:30 morgens an der Reling und mache Fotos. Der Morgennebel hängt schwer in den Palmen und verwandelt die Landschaft in ein vergilbtes Schwarzweißfoto. 

Stefanie hat Geburtstag und so vermischt sich die nostalgische Stimmung des Abschieds mit einer ausgelassenen Feierlaune und dem süßen Geschmack von Schokokuchen. In den wenigen Tagen haben wir uns mit unserer Crew angefreundet und den Wald lieben gelernt. 

Viel zu schnell erreichen wir unseren Ausgangshafen wieder. Wir haben noch ein wenig Zeit, bevor wir zum Flughafen müssen. 

Der Eigentümer der Boote, Fardi, gesellt sich zu uns, erzählt uns vom Zwiespalt der Region zwischen Palmöl, Tourismus und Naturschutz, dem Wunsch nach wirtschaftlichem Aufschwung und den ausländischen Investoren, die dieser mit sich bringt. Er ist nicht der einzige Anbieter dieser Tour, aber einer der wenigen, der selbst aus der Region stammt, hier wohnt und dessen Guides, so wie Ohan, am Rande des Nationalparks aufgewachsen sind.

Während Corona hat er mit seiner Familie auf den Booten gewohnt, um sie in Schuss zu halten. Das Boot des Nachbarn fiel dem Holzwurm zum Opfer. Jetzt hat er große Pläne. Fremdenzimmer will er in seinem Haus einrichten, Klinikräume für seine Frau, die Ärztin ist, und ein Cafe mit Dachterrasse. Er möchte Grundstücke am Flussufer kaufen, um den Wald dort vor der Rodung zu bewahren und sein Geschäft zu sichern.

Unser Fazit

Uns fällt ehrlich kein Kritikpunkt an dieser Tour ein. Könnten wir motzen, dass außer uns noch andere Boote auf dem Fluss waren, dass es mehrfach geregnet hat, dass die Feeding Stations ein Anlaufpunkt für andere Touristen waren, dass durch den Regen unser Bett klamm wurde, dass wir keinen Flussdelfin gesehen haben? Wenn du jetzt denkst “Das wäre absolut lächerlich”, dann hast du Recht. Aber beim besten Willen fallen uns keine anderen Kritikpunkte ein.
Fardi, Ohan, Alan, Kamal und Ibram haben alles getan, um uns eine perfekte Tour zu ermöglichen und es ist ihnen gelungen. Die Tour war nicht gesponsert, wir haben sie voll bezahlt und bekommen kein Geld für unser Feedback. Wir sind einfach nur begeistert von den Eindrücken und hatten eine unvergesslich tolle Zeit. Und wir haben über 7000 Bilder auf unseren Kameras. Die müssen wir jetzt erst einmal aussortieren.

Generell gesprochen ist eine Hausboot-Tour auf den Sekonyer River eine der besten Touren, die Naturliebhaber, Naturfotografen und Tierfreunde machen können. Unser Herz blutet bei dem Gedanken, dass eines der Flussufer der Palmölindustrie zum Opfer fallen könnte. Beachten solltest du allerdings, dass in der Hochsaison im Juni und Juli mehr Boote unterwegs sind. Wenn du deine Ruhe möchtest und ein bisschen Regen nicht scheust, empfehlen wir die Tour in der Nebensaison zu buchen.

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