Taman Negara Nationalpark in Malaysia

Wer an Regenwald denkt, dem kommt als erstes das riesige Waldgebiet des Amazonas Becken in den Sinn. Doch gerade im Kontext von Rodung durch Palmölanbau, geraten zunehmend auch die Wälder Südostasiens in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Zu Recht, denn sie beherbergen nicht nur eine beeindruckende Artenvielfalt, sondern auch das älteste Waldgebiet der Erde. 

Taman Negara das bedeutet Nationalpark

Die Entstehung des Taman-Negara-Nationalpark wird zurückdatiert bis auf 130 Millionen Jahre vor unserer Zeit. Damit wäre eines der ältesten – wenn nicht der älteste Wald – den es auf unserem Planeten heute noch gibt.

Zur Einordnung: Als die ersten Pflänzchen hier sprießten, zerfiel gerade der Urkontinent Gondwana, Dinosaurier streiften durchs Unterholz, Säugetiere schafften es, sich als eigenständige Gruppe in der Tierwelt zu etablieren und Bäume hatten Blätter, wie wir sie heute kennen, erst erfunden. Und, als wäre das nicht genug, der Planet Saturn hatte noch nicht einmal Ringe. 

Viel hat sich seitdem verändert: Eiszeiten, ein Kometeneinschlag, Klimaschwankungen. Die malaysische Halbinsel liegt jedoch günstig, tropisch, nahe am Äquator. Die Tier- und Pflanzenwelt dort konnte sich weitestgehend unbehelligt von den Geschehnissen auf der Welt entwickeln. 

In den Jahren 1938/39 stellten die drei Bundesstaaten Pahang, Kelantan und Terengganu eine 4343 km² große Waldfläche unter Schutz. Der Taman-Negara-Nationalpark wurde gegründet. 

Zu den Tieren, die sich in den Wäldern antreffen lassen, gehören Tiger, Elefanten, Schleichkatzen und der Malaienbär – auch Sonnenbär genannt.

Ein Reisebericht in den Taman-Negara-Nationalpark. 

Die Anreise in den Taman-Negara-Nationalpark

Wir starten in Kuala Lumpur. Das Busterminal der Stadt (Terminal Bersepadu Selatan) gleicht einem Flughafen. Es ist modern, groß und gut organisiert. Unser komfortabler Reisebus bringt uns in drei Stunden nach Jerantut. Die Fahrt kostet umgerechnet etwa 5€. Das einzige Manko sind die eisigen Temperaturen von kaum 20°C im Bus. Ein Hoodie oder Jacke wäre jetzt schön. 

In Jerantut wartet bereits ein Fahrer auf uns, den wir zuvor organisiert hatten. Eine weitere Stunden fahren wir in einem Kleintransporter durch Ölpalmenwälder. Die Straße ist gut ausgebaut, die Strecke jedoch wellig und kurvenreich. Wer zu Reiseübelkeit beim Autofahren neigt, sollte sich einen Platz mit gutem Ausblick suchen oder vorsorglich eine Reisetablette nehmen. 

Ein letztes Mal steigen wir in Kuala Tahan um, und zwar auf ein Boot, das uns für 1 RM über den Fluss zu unserem Resort übersetzt. 

Das Mutiara-Resort im Taman-Negara-Nationalpark

Die Begrüßung fällt unorganisiert aus. Unseren Tourenplan bekommen wir kaum lesbar auf ein Blatt Papier gekritzelt. Man weist uns grob die Richtung zu unserer Unterkunft und lässt uns unser Glück auf dem weitläufigen Gelände selbst versuchen. 

Schnell lernen wir unsere neuen Nachbarn für die nächsten Tage kennen. Ein Affenrudel Langschwanzmakaken wohnt auf dem Gelände des Hotels, treibt sein Unwesen in den gigantischen Bäumen oder durchwühlt auf den Terrassen vergessenes Gepäck der Touristen. Besonders auf das Restaurant haben es die cleveren Vierbeiner abgesehen. Nur mit Wasserspritzern, Stofftigern, Steinschleudern und Besen gelingt es dem Personal, das Buffet vor ihren organisierten Raubzügen zu verteidigen. Der ein oder andere Tisch fällt ihnen dennoch zum Opfer. 

Das Essen im Hotel ist nicht schlecht, aber einfach. Viele Gerichte der Speisekarte sind nicht verfügbar. Auch mit der Kulinarik Kuala Lumpurs kann das Essen nicht mithalten. 

Die Zimmer, kleine Hütten mit eigenen Badezimmern, Fernseher, Klimaanlage und Kühlschrank sind dafür sehr schön. Ein wenig düster, aber für einen Dschungel unerwartet luxuriös. 

Die Touren im Taman-Negara-Nationalpark

Wir haben das Explorer Paket gebucht, in dem eine ganze Reihe von Touren enthalten ist, die einen Einblick in den Park geben sollen.

Nachtwanderung im Taman-Negara-Nationalpark

Bereits am ersten Abend um 20:30 Uhr geht es los mit einer Nachtwanderung. Der Pfad ist ein Steg aus Plasikbolen. Wir kommen dem Wald nahe, aber wir schlagen uns nicht durchs Unterholz. Nachdem Max im Tabopata-Nationalpark auf einer Nachtwanderung fast gegen eine Schlange gelaufen wäre, kommt uns der gesicherte Weg nicht ungelegen. 

Erster Halt ist eine Aussichtsplattform. Ein Hirsch und ein Tausendfüßler lassen sich blicken. Immerhin. 

Weiter geht es einen Rundweg, gute zwei Kilometer durch den dunklen Wald, der im Schein dutzender Taschenlampen taghell erstrahlt. Unser Guide entdeckt mehrere Spinnen, eine Art Heuschrecke, die aussieht wie ein laufender Fussel, einige Stabheuschrecken und einen Gecko. Zudem hängen an den Bäumen weit über unseren Köpfen Dutzende Schlangen im Geäst und schlafen. Das Highlight ist allerdings ein schwarzer Skorpion, der im UV-Licht weiß-gelblich leuchtet. 

Etwas über eine Stunde sind wir unterwegs. Nachdem wir so viel Krabbelgetier gesehen haben, führt der nächste Weg direkt unter die Dusche. 

Orang Asli im Taman-Negara-Nationalpark

Die Bezeichnung gilt für eine ganze Gruppe indigener Stämme. Sie sind die ursprünglichen Bewohner der malaysischen Halbinsel. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 180.000 Personen heute noch dieser Volksgruppe zuzuordnen sind, womit sie etwa 0,6% der malaysischen Gesamtbevölkerung ausmachen

Das Dorf, das wir besuchen gehört zur Untergruppe der Semang, von denen heut schätzungsweise noch 2000-3000 Personen in Malaysia leben. Die Semang blicken auf eine lange Tradition von Jägern und Sammlern zurück, die nur selten längere Zeit an einem Ort sesshaft blieben. Wie viele indigene Gruppen litten auch sie unter Sklaverei und Ausbeutung durch koloniale Siedler. Wenige schafften es, sich in den tiefen Wäldern zurückzuziehen und ihre ursprüngliche Lebensweise zu bewahren. 

Die Bewohner dieses Dorfes sind vollständig geimpft, die Kinder besuchen Schulen. Es gibt Trinkwassertanks hinter den Häusern. Die Menschen sind wie alle Bürger Malaysias krankenversichert. 

Wir erreichen das Dorf gleichzeitig mit vier oder fünf weiteren Booten von anderen Hotels der Region. Entsprechend gehören wir zu einer Gruppe von rund vierzig Personen, die mit mehreren Guides in dem Dorf einfällt, in dem keine zehn Hütten stehen

Die Vorführung von Blasrohr und Pfeilherstellung übernehmen denn auch direkt unsere Guides selbst, da sich nicht genug Semang finden, die englisch sprechen. Nur das Feuermachen übernimmt ein Stammesangehöriger. 

Für die Dorfbewohner ist der Tourismus die einzige Einnahmequelle, um an Geld zu kommen, mit dem sie sich die Güter der Außenwelt leisten können. Handys besitzen nur die wenigsten von ihnen. Ein Blick in die Hütten zeigt jedoch, dass allerlei Fertigprodukte in den Regalen und auch Zigaretten zum Alltag gehören. Getragen werden ausgeleierte Sportklamotten. Die Männer sitzen vor den Hütten und beobachten die Touristen gelangweilt. Kinder und Frauen haben sich zurückgezogen. 

Der Star des Dorfes ist der Dorfälteste, der geduldig Fotos von sich machen lässt, aber nach einer Stunde, als wir wieder von dannen ziehen, doch ein wenig erschöpft und genervt wirkt. 

Selbst unser Guide muss zugeben, dass dieser Programmpunkt nicht unbedingt sein Favorit ist. Normalerweise verteilt sich der Andrang wohl auf zwei Dörfer. Beim zweiten sind jedoch noch nicht alle Bewohner gegen Corona immunisiert. 

Für uns ist es interessant zu sehen, wie die Menschen hier leben, aber die Art der Präsentation könnte besser und vor allem respektvoller gewählt sein. 

Wildwasserrafting am Tembeling River

Es geht zurück ins Boot und den Fluss hinab. Schon bald sehen wir unruhigere Passagen mit mehr Wellengang. Noch ehe wir sie erreichen, fängt unser Guide an das Boot zu schaukeln. Wir werden klatschnass und durchgeschüttelt. Mehr ist es dann auch nicht als leichte Wellen und ein Guide, der es darauf anlegt, uns nasszuspritzen. Lustig ist es dennoch. 

Am Abend turnt die Affenbande des Hotels lustig über unsere Veranda. Noch bis spät in die Nacht singen die Zikaden ihre liebliche Zahnarzt-Symphonie. Bei Tagesanbruch reist uns das Schnattern eines Geckos aus dem Schlaf. Diese Ruhe…

Wanderung auf den Bukit Terisek

Die Tour startet bereits am Vormittag. Unsere Gruppe umfasst ungefähr fünfzehn Personen, darunter viele Kinder. Wir folgen den Stegen in den Park. 

Immer wieder stoppen wir und unser Guide zeigt uns Pflanzen am Wegesrand. Ein Farn, der Licht blau reflektiert, Blätter, die eine blutstillende Wirkung haben und welche, die als Sandpapier verwendet werden können. 

Wir sehen ein Schweißbienennest in einem Baum, das die winzigen Tierchen tief in das Holz gebohrt haben, so dass es nur durch die typischen Geschwülste unter der Rinde und der Schlauch, der als Eingang dient, zu erkennen ist. Auch Spuren von Elefanten entdecken wir schnell: Dung, der Steg, der unter dem Gewicht der Dickhäuter eingebrochen ist und Lehmspuren an ihren Kratzbäumen. 

Zunächst geht die Wanderung flach dahin. Anspruchsvoll ist sie nicht. 

Das ändert sich mit dem Aufstieg. 

Es sind Treppen. Viele Treppen. 

Der Weg teilt sich, ein Teil der Gruppe nimmt den direkten Pfad zum Canopy Walk. Der Rest, so auch wir, lässt den Pfad aus Planken hinter sich und schlägt sich durch das lichte Unterholz weiter den Berg hinauf. 

Es ist heiß, vor allem aber ist es schwül. Schon bald stehen Schweißperlen auf unserer Haut und laufen unsere Waden hinab. 

Zunehmend wird es lauter. Die Zikaden in den Bäumen kreischen und surren so ohrenbetäubend, dass man kaum das eigene Wort versteht. Wir erreichen erst einen Aussichtspunkt, rasten kurz, wandern dann noch einmal zehn Minuten weiter zum nächsten. 

Die Aussicht vom Bukit Terisek ist schön, aber als spektakulär würde ich sie nicht beschreiben. Das mag daran liegen, dass heute dunstig ist und die Landschaft von einem weißen Schleier bedeckt wird. 

Im Stechschritt geht es zurück. Unser Guide möchte die Zurückgebliebenen am Canopy Wak nicht zu lange warten lassen. 

Canopy Walk von Kuala Tahan

Er ist zwischen fünf und geschätzten 30 Metern hoch, der Steg nur ca. 40cm breit. Ein engmaschiges Netz und viele tragende Schnüre vermitteln dennoch ein Gefühl von Sicherheit. Der Weg ist eine Einbahnstraße. Wer ihn betritt, muss ihn auch auf seiner Gesamtlänge von einigen hundert Metern absolvieren.

Im Abstand von jeweils zehn Metern betreten wir die schwingenden Brücken und laufen durch das Blätterdach. An den Bäumen, die die Konstruktion tragen, sind kleine Plattformen angebracht, auf denen sich zuverlässig Leute stauen. Die Wartezeit nutzen wir für Fotos. 

Für Leute mit Höhenangst ist der Weg nicht geeignet. Dafür ist er so gut mit Netzen abgesichert, dass ihn auch Kinder gefahrlos passieren können. 

Der letzte volle Tag. Die heutige Tour klingt unspektakulär. Die Eindrücke sind jedoch die schönsten, die wir im Taman-Negara-Nationalpark sammeln werden. 

Bootsfahrt auf dem Tahan River

Das heutige Boot ist sehr klein und es hat kein Dach. Wir sind die einzigen Passagiere. Dafür haben wir zwei Mann Crew dabei, einen Steuermann am Motor und einen in der Front mit Paddel. Was zunächst eigentümlich wirkt, erschließt sich bald, als wir in einen Zufluss des Tembeling River einbiegen. Der Tahan-River wird von dichtem Blattwerk eingerahmt, in dem Vögel zwitschern und Affen turnen. Der Fluss ist naturbelassen und fordert von unserer Besatzung einiges an Geschick ab um durch Schnellen, vorbei an Sandbänken und Treibholz zu manövrieren. In meinem Kopf höre ich die Sprecherstimme einer Dokumentation über die Dschungelexpeditionen des 19. Jahrhunderts. Es ist unbeschreiblich schön hier. 

Fish Sanctuary

Unser erster halt ist ein Fish Sanctuary. Wenn der Name für euch keinen Sinn ergibt, ergeht es euch wie mir. Tatsächlich werden hier keine Fische gesundgepflegt. Es ist ein Nachzuchtprogramm für verschiedene Fischspezies, die in der Gegend stark beangelt werden. Um die Populationen aufrecht zu erhalten, unterstützt man die Fische bei der Vermehrung. Das Programm finanziert sich unter anderem durch den Verkauf von Fischfutter, das die ausgewachsenen Tiere im Fluss gerne annehmen. Viele von ihnen sind über einen halben Meter lang. 

Die letzte Station unseres Besuchs im Regenwald wäre ein Schwimmsee. Wir werden auf einer Sandbank abgeladen und angewiesen einem breiten Trampelpfad zu folgen. 

Ehrlich gesagt schaffen wir es aber nicht bis zu unserem Ziel, da wir auf der Wanderung zu viele lohnende Fotomotive sehen und die Crew des Boots nicht unnötig lange warten lassen wollen. 

Fazit

Beeindruckend ist der Taman-Negara-Nationalpark, auch wenn man ihn sein Alter als Laie nicht ansieht. Ein komplettes „Lost“-Erlebnis, wie im Tambopata-Nationalpark wollte sich allerdings nicht einstellen. 

In der Konstellation, wie wir sie hatten, mit Premium-Lodge und Tourenpaket, ist der Park auch für Familien geeignet oder für Touristen, die erste Eindrücke von Regenwald sammeln wollen. Man muss weder Entdecker noch Abenteurer sein, um im Taman-Negara-Nationalpark einen Einblick in die ungezähmte Natur zu bekommen. 

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